Viele Senior:innen leiden darunter, keinen Beitrag mehr leisten zu können:
Ob bezüglich ihres früheren Berufs, bezüglich der Familie, der Gesellschaft oder auch Gott gegenüber.
Für sie fühlt es sich so an, als wären sie nur die Nehmenden: Die Mahlzeiten werden für sie zubereitet, das Bett für sie neu bezogen, die Wäsche für sie gewaschen, noch nicht einmal ihre Körperhygiene ist noch eine Privatangelegenheit. Angewiesen-Sein auf andere, ohne etwas zurückgeben zu können – ein ekeliges Gefühl.
Ein Zustand, den auch der Mann mit den gelähmten Beinen täglich erlebte, von dem in der Bibel die Rede ist:
„1 Einmal stiegen Petrus und Johannes hinauf auf den Tempelplatz zur Gebetszeit, um drei Uhr nachmittags.
2 Da wurde ein Mann herbeigetragen, der schon von seiner Geburt an gelähmt war. Wie an jedem Tag setzten sie ihn vor dem Tempeltor ab, das als »Schönes Tor« bezeichnet wird. Dort sollte er von denen, die in den Tempel hineingingen, Almosen erbetteln.
3 Als dieser Mann Petrus und Johannes sah, die gerade im Begriff waren, in den Tempel hineinzugehen, bat er sie um ein Almosen.
4 Petrus blickte ihn direkt an, zusammen mit Johannes, und sagte: »Sieh uns an!«
5 Der Mann schaute sie aufmerksam an, weil er meinte, dass er etwas von ihnen bekommen würde.
6 Doch Petrus sagte zu ihm: »Ich habe weder Silber noch Gold. Aber das, was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen von Jesus, dem Messias, dem Mann aus Nazareth, steh auf und lauf umher!«
7 Dann ergriff er ihn an der rechten Hand und hob ihn hoch. Unverzüglich festigten sich seine Füße und Knöchel.
8 Er sprang auf und stand aufrecht, lief umher und ging dann mit ihnen in den Tempelhof hinein. Dabei lief er herum, hüpfte und lobte Gott.“
aus der Bibel, Buch über die Apostelgeschichte Kapitel 3, die Verse 1-8
Wo finden sich die Senior:innen wieder:
– In der Position des körperbehinderten Mannes, der auf andere angewiesen ist und nur betteln kann?
– Oder in der Rolle von Petrus, der ihm zwar kein Geld für seinen Lebensunterhalt schenkt, dafür aber mit Gottes Hilfe die Genesung und damit ein ganz neues Leben?
Auf den ersten Blick scheint der Alltag vieler hochaltriger Menschen parallel zu dem des gelähmten Mannes auszusehen.
Allerdings ist auch der Beitrag, den Petrus leisten kann, beschränkt:
– Weder hat er die finanziellen Mittel, den Bettelnden zu unterstützen.
– Noch hat er eine medizinische Ausbildung, um den Mann zu behandeln.
-Ebenso war Petrus als Fischer auch nicht in der Lage, dem Mann eine Trage oder einen einfachen Rollstuhl(vorläufer) zu bauen.
Kurz: Auch Petrus, der ja der Held der Handlung ist, hat weder Geld noch Bildung noch sonstige Möglichkeiten, die nahelegen, dass er eine umfassende Veränderung einleiten kann. Genialer Weise ist das auch gar nicht nötig: Denn das, was Petrus tut, ist einzig und allein das Vertrauen auf Gottes Fähigkeiten, nicht auf seine eigenen Kompetenzen. Petrus tut nichts Spektakuläres.
Er weiß, dass er allein keinen Unterschied macht.
Dafür ist ihm umso bewusster, dass Jesus Christus derjenige ist, dem absolut alles zur Verfügung steht und der wirklich alles kann.
Im Leben kommen wir oft in Situationen, in denen wir uns unterlegen und unzureichend fühlen:
Nicht klug genug, nicht stark genug, nicht einflussreich genug, nicht wohlhabend genug, nicht begabt genug, nicht beliebt genug – ich wette, dass wir alle diese Liste noch weiter fortsetzen könnten!
Doch der entscheidende Punkt ist, dass Gott alles kann, alles hat, alles bestimmt. Als seine Kinder brauchen wir gar nicht großartig sein – es reicht, dass der großartige Gott uns geschaffen hat und liebt.
Wie ändert das den Blickwinkel der Senior:innen und damit ihr Selbstverständnis?
Welche Gefühle klopfen zaghaft an und können ans Licht gelassen werden?
Welche Möglichkeiten ergeben sich, wenn wir das Selbstmitleid und unsere Hoffnungslosigkeit loslassen und offen für neue Perspektiven werden?
Buchtipp:
Wer sich mehr Impulse zum Thema Achtsamkeit wünscht und Gruppenstunden auch für die Seele bereichernd gestalten möchte:
Informationen, Praxistipps und Erfahrungen zu Spiritualität und Gesprächen über persönliche Themen präsentiere ich in meinem Praxisbuch „Über die großen Fragen des Lebens sprechen. Achtsamkeit und Spiritualität in der Sozialen Betreuung“. Es ist aufgeteilt in die Bereiche Achtsamkeit, Spiritualität und philosophische Themen und eignet sich sowohl für Einzelbetreuungen als auch Gruppenangebote mit SeniorInnen. Das Fachbuch ist erschienen im Verlag Vincentz Network.
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Wer sich nach mehr Freude und einem Glauben, der im Alltag praktisch wird, sehnt, schaue sich gern mein Mitmach-Buch „Wo die Freude wohnt“ an. Kreative Ideen, Gebete, Reflexionsübungen laden in die Räume der „Villa der Freude“ ein, wo mit Körper und Seele Gott erlebt werden kann.